Am 18. März hat das Parlament einer Reform zugestimmt, das für die ArbeitnehmerInnen und ihre Renten verheerend ist. Die Reform der Altersvorsorge 2020 ist weit entfernt von einem "annehmbaren" Kompromiss. Sie zwingt einerseits die Frauen dazu, ein Jahr länger zu arbeiten und alle Arbeitnehmenden mehr einzuzahlen, um weniger zu erhalten. Dieses destruktive und ungerechte Vorhaben nützt, auf Kosten der Bevölkerung, den Banken und den Versicherungen. Und Frauen sollen dafür die Rechnung bezahlen.
Die Frauen sagen Nein zur AV2020!
Noch immer verdienen Frauen durchschnittlich 18% weniger als Männer, da sie in Branchen mit niedrigen Löhnen arbeiten. Bei gleicher Arbeit mit gleicher Qualifikation wird
Frauen weniger Lohn gezahlt als ihren männlichen Kollegen. Dieser unerklärbare Lohnunterschied liegt noch immer bei 8%. Unbezahlte Care-Arbeit, Mutterschaft und familiäre
Betreuungspflichten zwingen vor allem Frauen zu Teilzeitarbeit und Unterbrüchen in der Erwerbsbiografie. Die Auswirkungen dieser Diskriminierung kosten die Frauen jährlich rund
100 Milliarden Franken. Ihnen wird so strukturell verunmöglicht, vernünftig in die Säulen der Altersvorsorge einzuzahlen und bestraft sie mit 40% tieferen Renten.
Die Erhöhung des Frauenrentenalters ist ein Rückschlag für die Gleichstellung von Mann und Frau.
Mehr als 300’000 Personen sind in der Schweiz auf Ergänzungsleistungen (EL) angewiesen. Die zusätzlichen 70 Franken werden ihnen von ihrem EL – Anspruch abgezogen und gehen somit zurück in die Kassen der AHV, anstatt den Versicherten zu nützen.
Die Gelder in der zweiten Säule sind alles andere als „sicher“. Sie sind Börsenschwankungen und der Spekulation der Versicherer ausgesetzt. Damit besteht nicht nur die Gefahr, die Rentenguthaben beim nächsten Bankencrash zu verlieren. Private Versicherungsgesellschaften können nach wie vor ungehindert Milliardengewinne auf unsere Altersguthaben machen.
Die Unternehmerverbände und Mitte-Rechts-Parteien fordern nach wie vor eine generelle Erhöhung des Rentenalters für alle – trotz Kompromiss bei AV 2020. Auch zahlreiche Pensionskassen stellen die Weichen bereits in diese Richtung.
Sie tragen die Mehrwertsteuererhöhung mit, erhalten aber keinen Ausgleich durch Rentenerhöhung.
Die erste Säule (AHV) soll gestärkt werden. So können die geplanten Einsparungen von 1.3 Milliarden auf dem Buckel der Frauen für eine solidarische Altersversicherung eingesetzt werden. Ebenfalls sollen Unternehmen grössere Beiträge leisten, da sie trotz Wirtschaftskrise höhere Gewinne und Dividenden verzeichnen konnten.
Zwar ist die Erhöhung der individuellen Rente von 70 Franken für alle ein wichtiger Schritt. Die Frauen verlieren aber ein ganzes Rentenjahr. Bei einer durchschnittlichen Monatsrente von 2031 CHF für eine alleinstehende Frau sind das ganze 24‘000 Franken im Jahr. Um diesen Verlust durch die zusätzlichen 70 Franken wettzumachen, muss eine alleinstehende Frau 94 Jahre alt werden! Ihre unbezahlte Arbeit gäbe ihre das Recht mit 57 Jahren schon in die Rente zu gehen.
Um die gleichen Renten aus der zweiten Säule beziehen zu können, obwohl der Umwandlungssatz von 6,8% auf 6% reduziert wird, müssen alle während des beruflichen Lebens massiv höhere Beiträge bezahlen und dadurch mit einem tieferen Lohn als heute zurechtkommen. De facto werden die Renten für Gering- und „Normalverdienende“ (Einkommen von 40’000 CHF bis 84’600 CHF) nicht steigen und bis 2030 weniger AHV Renten ausbezahlt.
Die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist in der Vorlage an die Erhöhung des Rentenalters für Frauen geknüpft. Diese grundsätzliche Frage der Gleichstellung von Mann und Frau muss unabhängig von einer Steuerfrage vors Volk kommen. Zwei Abstimmungen erhöhen ebenfalls die Chance die Reform zu Fall zu bringen.
Die heutige Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern beträgt im Durchschnitt 18.1%. Wollte man diese auszugleichen, so müssten Frauen mit 57 Jahren in Rente gehen.
Bei genauerer Betrachtung handelt es sich nicht um eine insgesamt gute Reform, die eine einzelne bittere Pille mit sich trägt (Erhöhung des Frauenrentenalters), sondern es ist ein sozialpolitisches Abbaupaket, verpackt in „linkem Marketing“.
Wegen der vielzähligen Ungleichbehandlungen im Laufe ihrer Biographie haben Frauen eine zu 37% tiefere Rente als ihre männlichen Mitmenschen. In der zweiten Säule beträgt der durchschnittliche Rentenunterschied im Alter sogar 63%!
Wir wollen gerechte Renten, welche uns ein würdiges Leben ermöglichen.
Um die Zukunft unserer Renten zu garantieren, müssen wir die AHV stärken. Sie ist die einzige Versicherung, welche die gleichen Renten von Frauen und Männern garantieren kann. Nur die AHV
anerkennt die Erziehungsarbeit mit dem Erziehungsbonus und dem Splitting. Diese Logik wollen wir stärken. Jegliche zusätzlichen Beiträge müssen der AHV zu Gute kommen.
Ein Rückblick: Die Argumente der AHVplus Initiative errechneten noch vor einem Jahr eine Stärkung der AHV, ohne jegliche Zusatzbelastung auf dem Rücken der Frauen...
Une vidéo explicative pour mieux comprendre les enjeux de la réforme des retraites Prévoyance Vieillesse (PV2020) soumise au vote le 24 septembre prochain. Votons 2x NON ! Touche pas à ma retraite ! A Partager et diffuser largement.